Welch‘ angenehmen Eindruck macht nicht ein Häuschen, dessen Fenster von den Armen eines Weinstockes umschlungen sind, desgleichen eine Wand, an der ein gut gepflegter Obstbaum seine Äste ausbreitet.
F. Rebholz, 1911
Begrünungen an Fassaden haben eine sehr lange Tradition und Geschichte. Intuitiv empfinden viele Menschen begrünte Fassaden als schön, möchten sie aber heutzutage meist selber am eigenen Haus nicht mehr haben. Hier kommen sechs gute Gründe für eine Rückbesinnung1:

1. Fassadenbegrünung erhöht die Wohnqualität
Eine Fassadenbegrünung gleicht wirkungsvoll Temperaturschwankungen aus. Vor allem für das Mikroklima ist sie bedeutsam. In heißen Sommern schützt eine Begrünung die Fassade durch Beschattung vor starker Aufwärmung. Gleichzeitig wird durch Verdunstung die direkte Umgebung gekühlt. Im Winter hingegen wirkt eine Fassadenbegrünung, vor allem mit dichtem Efeubewuchs, als sehr effektiver Windschutz. Sie vermindert so den Wärmeverlust der darunterliegenden Wände.2
2. Fassadenbegrünung ist aktiver Naturschutz
Eine begrünte Fassade ist Aufenthalts- und Lebensraum für viele Vögel und Insekten. Im Herbst sind vor allem die unscheinbaren, gelb-grünen Blüten des Gewöhnlichen Efeus (Hedera helix) eine der letzten ergiebigen Nahrungsquellen für Bienen und Schmetterlinge. Vor großen, mit Efeu bewachsenen Wänden kann man so im Herbst noch ein wahres Konzert der Natur erleben (siehe Video unten)! Im späten Winter fressen dann unsere hier überwinternden Vogelarten dessen blau-schwarze Früchte. Efeu sollte man also niemals im Herbst, sondern erst Ende des Winters zurückschneiden. Und wer tschilpende Spatzen nicht nah am Fenster mag, kann die Begrünung mit sinnvoll angeordneten Rankhilfen bzw. Kletterhindernissen ganz einfach begrenzen.
3. Fassadenbegrünung ist aktiver Klimaschutz
Begrünte Fassaden sind eine wirkungsvolle Maßnahme gegen den Klimawandel, und zwar im Großen wie im Kleinen. Sie binden Kohlenstoff und Feinstaub, erhöhen die Luftfeuchtigkeit und tragen somit zur Temperatursenkung in heißen Sommern bei. Weniger heiße Luft bedeutet zudem weniger Luftbewegung, und daher weniger aufgewirbelten Staub. Echter Klimaschutz, und quasi zum Nulltarif!
4. Fassadenbegrünung ist Bautenschutz
Eine Fassadenbegrünung bringt trockene Wände! Die Mauern alter Häuser waren so lange halbwegs trocken, wie Weinstock oder Obstbaum am Haus gediehen, denn für jedes Kilo aufgebaute Trockenmasse muss ein Weinstock 500 Liter Wasser ziehen. Sinnvolle Wassernutzung statt aufwendiger Ableitung!
Efeu und andere starke Kletterpflanzen haben oft den Ruf, Schäden an Gebäuden zu verursachen. Dies passiert in der Regel jedoch nur durch eine falsche Anbringung oder langfristig unterbleibenden Schnitt. Ganz im Gegenteil schützt dichter Efeubewuchs die Wände vor Schäden durch Schlagregen und Spannungsrissen aufgrund hoher Temperaturschwankungen.
Auch ist es ein Mythos, dass Efeu Bäumen schadet, denn die Haftwurzeln des Efeus dienen nicht der Aufnahme von Nährstoffen. Außer für kleinere und kurzlebige Gehölze stellt Efeu somit keinerlei Nachteil für gesunde Trägerbäume dar. Eher das Gegenteil ist der Fall, denn abgeworfenes Efeulaub verbessert das Bodenleben um den Trägerbaum.
5. Fassadenbegrünung bringt Ertrag
Noch bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts nutzte man Wände und Fassaden für Wein und Spalierobst. Eine besonnte Mauer schafft Bedingungen, wie Obstgehölze sie sonst nur in südlichen Ländern finden. Die Wand ist windgeschützt, die sich stauende Wärme wird weniger weggeblasen und kommt den Pflanzen zugute. Durch geschickte Auswahl lässt sich für jede Wand eine Obstart finden, deren Früchte man dann im Sommer und Herbst genießen kann.


6. Fassadenbegrünung ist einfach schön
Oft wird die Notwendigkeit von Naturschutz heutzutage häufig über einen dem Menschen dienenden Zweck definiert: Wälder werden zu „Kohlenstoffsenken“ und bestäubende Insekten zu einem „Wirtschaftsfaktor“ degradiert. Dabei ist Natur so viel mehr! Wer sich mit Natur umgibt, hat einfach Freude am Leben. Abseits ihrer „Funktion“ besitzen auch Fassadenbegrünungen einen ganz eigenen Wert, der die lebensbejahende Einstellung der Bewohnerinnen und Bewohner des Hauses zum Ausdruck bringt. Eine Fassadenbegrünung zeigt ganz deutlich: Wer hier wohnt, lebt mit der Natur, nicht gegen sie.

Fazit
Wand- und Fassadenbegrünungen haben fast nur Vorteile, selbst für Menschen, die mit Natur nicht (mehr) viel anfangen können. Egal ob Nord- oder Südseite, Klinker oder Putz, für jede Wand lässt sich eine passende und auf die eigenen Wünsche abgestimmte Pflanze finden. Beraten lassen können Sie sich zum Beispiel bei einer unserer offenen Gartenführungen zum Thema.
Endnoten
- Einige der folgenden Punkte basieren teils auf Informationen von https://www.fassadengruen.de. Dort finden Sie übrigens auch sehr viele wertvolle Hinweise zur Auswahl, Planung und dem Kauf von Systemen zur Fassadenbegrünung. ↩︎
- Viel Wissenswertes rund um den Efeu, wenn auch nicht mit direktem Bezug zur Fassadenbegrünung, hat Georg Wilhelm vom BUND e.V. in seiner Broschüre „Efeu an Bäumen – ein Problem?“ zusammengetragen. ↩︎
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