«Und wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, so würde ich noch heute ein Apfelbäumchen pflanzen!»

Blühender Apfelbaum im April (Foto, privat: Susanne Thiem)

Obwohl dieses Zitat nachweislich nicht von Martin Luther stammt, und auch wenn die Welt morgen nicht untergeht … einen Apfelbaum zu pflanzen, lohnt sich allemal! Früher standen sie zu Dutzenden auf Streuobstwiesen in ländlichen Gegenden. Nach der gemeinsamen Ernte wurde das Obst direkt verzehrt, gemostet, gedörrt, zu Mus verarbeitet, oder eingelagert. Eine Unternutzung erfolgte meist durch Rinder, Schafe oder Hühner, teils auch durch Ackerbau.

Pfropfen von Obstbäumen. Holzschnitt aus Lonicerus, Kräuterbuch, Ulm, 1679. Quelle: Lange et al., Die Pflanzen und der Mensch. Stuttgart: Kosmos. 1913.

Echte Streuobstwiesen sind jedoch rar geworden. Durch Rodungsprämien und Flurbereinigungen sind seit den 1960er Jahren 70 Prozent der ursprünglichen Streuobstbestände in Deutschland verschwunden. Wird heutzutage eine Streuobstwiese angelegt, ist sie oft nur noch eine sogenannte „Kompensations-maßnahme„. Man erkennt dies häufig sofort: vollkommen ungeeignete Standorte, viel zu dichte Pflanzungen, keine sinnvolle Nutzung. Wennebostel bildet hier leider keine Ausnahme mehr. Obwohl noch relativ ländlich geprägt, sucht man eine echte Streuobstwiese mittlerweile vergebens.

Nach einigen Anläufen ist es uns jedoch nun gelungen, ein passendes Grundstück für die Neuanlage einer Streuobstwiese zu erwerben: nur 300 Meter vom Ort entfernt und dennoch fernab von Hauptstraßen, 1,7 Hektar groß, nicht zu feucht und nicht zu trocken, mit ausreichender Besonnung und einem kleinen Bachlauf in der Mitte erstreckt sich die sogenannte Hasselriede. Ungefähr 6500 Quadratmeter dieser Fläche eignen sich bestens für die Anlage einer Streuobstwiese mit ca. 35-40 Bäumen alter Sorten. Die Pflanzung ist für den Herbst dieses Jahres geplant.

Der nördliche Teil des Grundstückes, auf welchem die Streuobstwiese Hasselriede entstehen soll (Foto, privat: Alrik Thiem).

Übrigens, wussten Sie schon, warum alte Apfelsorten so wertvoll sind? Die preisgekrönte ZDF-Reportage „Der wahre Preis für den perfekten Apfel“ (2018) liefert spannende Antworten, ebenso wie die NDR 45 Min Reportage „Unser Apfel – Masse statt Klasse“ (2013). Die ebenfalls sehr sehenswerte Reportage des Bayerischen Rundfunks „Perfekte Äpfel und ihre giftige Schattenseite“ (2022) hingegen thematisiert den hohen Pestizideinsatz in der modernen Apfelproduktion.

Text: Dr. Alrik Thiem, zuletzt aktualisiert am 11.01.2024


Weiterführende Informations- und Bezugsquellen zum Thema Streuobstwiese:


UPDATES

01.02.24

Eine erste kleine Müllsammelaktion auf dem Grundstück war sehr ergiebig! Plastikflaschen, -rohre und -tüten, jede Menge Stacheldraht, sogar ein Notenständer, und viele andere Dinge, die nicht in die Natur gehören, sind zusammengetragen worden.